Über den Dächern Hamburgs fand am Donnerstag die Social Media Recruiting Conference 2016 statt. Welch ein Glück wenige Tage nach der Eröffnung meines Salons, durfte ich dabei sein. Hier also meine erste Zusammenfassung einer der vielen HR-Veranstaltungen in diesem Land: Hat on Tour, die Erste.
Was wurde angepriesen?
Social Media Recruiting Conference 2016, kurz #smrc16. Der Titel vermittelt eindeutig, worum es geht. Zumal Social Media mittlerweile in allen Personalabteilungen angekommen sein sollte. Zum Thema ist jedoch in den vergangenen Jahren auch schon ziemlich viel konferiert, geschrieben und gesagt worden, so dass ich sehr gespannt war, was Neues aufs Podium kam.
Sitzreihen oder Stuhlkreis?
Die #smrc ist eine klassische Konferenz mit Vorträgen, also besonders geeignet für jene Teilnehmer, die sich lieber berieseln lassen. Zweifelsohne ein Format, das es Rednern und Zuhörer nicht leicht macht. Aber, die Speaker haben es mit Bravour gemeistert. Sie hielten unterhaltsame, kurzweilige Vorträge, die jeweils mit einer Fragerunde endeten.
Das Publikum
Auf der Teilnehmerliste standen rund 90 Namen. Vor Ort geschätzt, bin ich auf etwas weniger gekommen. Sehr erfreulich, es waren erfrischend viele neue Gesichter dabei, und es herrschte ein ausgeglichenes Verhältnis von Agenturen, Dienstleistern und Unternehmen.
Hamburg meine Perle
Tagungsort war das InterCityHotel in Hamburg. Die Stadt allein ist natürlich schon eine Reise wert. Wer dafür keine Zeit hatte, durfte immerhin den Ausblick über die Stadt genießen. Die Konferenzräume lagen im 13. Stock, und trotz Hamburger Schmuddelwetters war die Aussicht beeindruckend.
Content ist King – auch auf Konferenzen
- Dr. Sven Laumer, Otto-Friedrich-Universität Bamberg machte den Anfang und stimmte uns mittels verschiedener Social Media Recruiting-Studien auf die „Recruiting Trends 2016“ ein.
- Jan Kirchner, Geschäftsführer der wollmilchsau GmbH und Autor des gleichnamigen Blogs, nahm uns anschließend launisch, unterhaltsam mit auf seine „Candidate Journey“. Ausgehend von einer Touchpoint-Analyse, über eine detaillierte Kandidatenpersona sowie Tipps zur Jobtitel- und Kanalauswahl bis hin zur Stellenanzeige. In Anlehnung an ein tiefgangbehindertes Schiff (siehe Eintrag im Maritimen Lexikon), setze diese Mut zur Persönlichkeit und klare Worte voraus, um ihrer Informationsbehinderung im Employer Branding gerecht zu werden, so Jan (Fragen hierzu sowie zu digitalen Wasserlöchern, beantwortet er sicherlich gerne ;-)).
- Michael Reinhardt, Leiter Kreation fischerAppelt&Ligalux gab im Anschluss an die Kaffeepause den „obligatorischen Agentur-Heini mit der coolen Kampagne“ (eigene Aussage ;-)). Sehr unterhaltsam zeigte er, wie man Personalmarketing an Themen dranhängt, die im Netz gerade gehypt sind: #starwars #houseofcards #gamesofthrone. Diese Trends müsse man jedoch zeitnah erkennen und ohne lange Freigabe-Prozesse nutzen, so Michael – woran viele Unternehmen wohl vorerst scheitern werden.
- Kim Zachertz, Manager Employer Branding & HR Marketing SIXT, übernahm den zweiten Best-Case-Vortrag und stellte ihre Erfahrungen mit Snapchat vor. Bisher teils kritisch beäugt, zeigte sie uns eindrucksvoll, wie das Medium während der „Takeovers“ von ihren Azubis genutzt wird und mit Live-Interviews und Berichterstattungen Einblicke ins Unternehmen gewährt werden. Chapeau, hier wird die Arbeitgebermarke echt zum Erlebnis.
- Steffen Schütze, Metzgermeister Metzgerei Hack sowie Michael Kasper von der gleichnamigen Agentur waren leider Airberlin-Opfer und nicht anwesend. Ihre Präsentation „Kreatives Azubi-Marketing“ wurde kurzerhand trotzdem gezeigt und anschließend via Video-Konferenz mit den beiden diskutiert. „Echt krass“, „mutig“ oder „geschmacklos“ so die Teilnehmerstimmen beim anschließenden Mittagessen. (siehe auch „Ich glaub´, es hackt! Wie die Metzgerei Hack um Azubis wirbt“ von Jo Diercks ).
- Christoph Athanas, Meta HR, hatte nach dem Mittagessen das Vergnügen uns aus dem Suppentief zu holen. Er meisterte es locker, indem er uns mitnahm auf die Spuren des Cultural Fit und den cultural-fit-evalueator vorstellte. Er ermutigte die Teilnehmer zu mehr Trennschärfe in der Arbeitgeberkommunikation, wofür eine messbare Unternehmenskultur die Grundlage sei.
- Florian Schrodt, Leiter Recruiting, Mobility & HR Marketing, Direct Line Versicherung AG, betitelte seinen Vortrag als „irgendetwas zwischen Worst-Case und gute Ambitionen“. Mit dem Employer Branding Hype-Gespenst, was in vielen HR-Abteilungen umgeht, gab er uns einen sehr ehrlichen Einblick in seine Arbeit und seine Learnings. Was man nach außen spiegele, müsse innen gewachsen sein, und „es lebe die Uncoolness, aber auch die Relevanz“, so Florian.
- Nun folgte der Block der Partner: Firstbird und XING E-Recruiting stellten ihre Produkte vor, gespickt mit Trends und praktischen Tipps zu Mitarbeiter-Empfehlungsprogrammen.
- Der Blogger-Talk zum Active Sourcing, ein neues Format auf der #smrc, machte schließlich den Abschluss. Moderiert von Jan Kirchner diskutierten Barbara Braehmer und Henrik Zaborowski auf der Berater-Seite mit Kira Niklas und Stefan Göppel aus der Unternehmenspraxis. Einigkeit herrschte darüber, wie wichtig es sei, neben Tools und Quellen das richtige Mindset für Active Sourcing im Unternehmen zu etablieren, insbesondere in den Fachabteilungen.
Was lief für die Zaungäste?
Nach eigenen Recherchen (Hilfe: Wer kann ein Twitter-Analyse-Tool empfehlen?), sind rund 300 Tweets zur #smrc16 abgesetzt worden. Nicht besonders viel, bei einer Veranstaltung zum Thema Social Media. Lieber Personaler, da ist noch Luft nach oben! Dank der Aufforderung von Christoph in seinem Vortrag, sich sofort auf Twitter anzumelden, stehen die Chancen für zukünftige Events also besser. (Wer noch weitere Gründe braucht zu twittern oder nicht weiß, wie’s geht, schaut am besten bei Kimberly von weloveHR.de vorbei.)
Networking-Faktor
Zusätzlich zum Tipp, Twitter stärker zu nutzen, war es wertvoll, dass zur Begrüßung schon vorgeschlagen wurde, sich zu duzen. Pausen gab’s im gewöhnlichen Konferenzumfang, und auch das abschließende Get-together wurde rege genutzt, um Kontakt und Erfahrungen auszutauschen.
HR-Liebe geht durch den Magen
Auch wenn es leider keine Fischbrötchen zum Frühstück gab (meine Empfehlung für die #smrc17), wurden wir gut versorgt. Für meinen Geschmack war das Mittagsbuffet mit Hackbällchen (leider nicht von der Metzgerei Hack), Currywurst und Schinken-Wraps etwas zu fleischlastig (wurde bereits beim Hotel kritisch beanstandet). Aber der Kaffeevollautomat und die Gebäck-Etagere am Nachmittag haben es wieder rausgeholt.
Nichts mitgeschrieben?
Zum Check-in gab es eine kurzes Programmheft inklusive einer Übersicht aller Teilnehmer. Für die inhaltliche Nachbereitung ist zudem eine E-Mappe mit allen Handouts angekündigt.
Was sagten die Teilnehmer?
„Ich bin zum ersten Mal dabei und habe viele Impulse bekommen. Die Vorträge waren abwechslungsreich, und vor allem sehr ehrlich. Es wurde nichts schön geredet. Die Notwendigkeit einer Mut- und Fehlerkultur wurde in allen Vorträgen deutlich.“
Anne-Kristin Zumwinkel, Jungheinrich AG
„Was passt eigentlich zum Unternehmen? Diese Frage wurde am Beispiel der Metzgerei Hack sehr unterhaltsam deutlich. Für jedes Unternehmen gilt jedoch, mutig zu sein und mal was auszuprobieren, denn es gibt nicht den einen Weg im Social Media Recruiting. Das setzt die Übertragung von Verantwortung und Vertrauen in die Mitarbeiter voraus.“
Tina Lahode, Jungheinrich AG
Und, mein persönliches Fazit
Durch den gelungenen Mix an Themen und der vorzüglichen Auswahl der Referenten war die #smrc16 eine lohnende, sehr unterhaltsame Veranstaltung. Sie hat die die wichtigsten Trends abgebildet und Input geliefert. Für Einsteiger auf dem Gebiet perfekt, für alte Hasen mit schon umfassenden Erfahrungen blieben der aktuelle Snapchat-Case und der Blick ins Metzger-Handwerk ;-).
Mein herzlicher Dank für die tolle Veranstaltung geht an Frank Sitta, Stefan Person und Susanne Mende von PERSONAL|inform.