„Wir brauchen dringend einen Employer Branding Spezialisten!“ Wunderbar, wenn die Notwendigkeit für diese Position im Unternehmen erkannt worden ist. Weitere wichtige Voraussetzungen, die vor dieser Stellenbesetzung stehen, sind im besten Fall auch erfüllt. Na dann, muss ja jetzt nur noch der oder die Richtige für die neue Stelle gefunden werden. Aber, was sollte der neue Kollege mitbringen? Klar, Erfahrungen wären super. Doch wichtiger als fachliches Know how, sind meiner Meinung nach seine Einstellung und die folgenden Eigenschaften. Hier meine subjektive Best-of-Liste für angehende Employer Branding Manager:
1. Der Blick über den Tellerrand
Employer Branding ist komplex! Es ist das Resultat einer Betrachtung aller Aspekte eines Arbeitgebers: Von seiner wahrgenommenen und vermuteten Attraktivität, über seine Unternehmens- und Führungskultur, seine soziale Verantwortung bis zu Marken-, Produkt- und Unternehmenserfolgen, wie es Markus K. Reif in seinem Blogbeitrag „Employer-Branding ist kein Prozess, Employer-Branding ist ein Resultat“ treffend herausstellt. Auch der Hype um die Candidate Experience der vergangenen Jahre macht es deutlich: Ziel ist ein konsistentes Bild der Arbeitgebermarke und ein positives Bewerbererlebnis an ALLEN relevanten Kontaktpunkten (Touchpoints). Hierfür muss ich raus aus meinem HR-Kämmerlein und mit Neugier und Offenheit abteilungsübergreifend denken und zu Kooperationen anstiften.
2. Ein Händchen fürs Networking
Ein ganzheitliches Employer Branding braucht möglichst viele Verbündete im Unternehmen. Menschen, die aktiv mit anderen Kontakt knüpfen und sich ein starkes Netzwerk aufbauen, fällt diese Aufgabe gewiss leichter. Zusätzlich zu einem starken internen Netzwerk, ist auch die Vernetzung außerhalb der eignen vier Wände Gold wert. Die HR- und Personalmarketing-Szene trifft sich regelmäßig zum fachlichen und geselligen Austausch, wie in Wiesbaden zu personalmarketing2null & friends, in Berlin zum HR BarCamp oder in Köln zur HR NIGHT. Und, neue Gesichter und Best Practices sind stets herzlich willkommen.
3. Begeisterung, die ansteckt
“In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst”, wusste schon Augustinus Aurelius. Das trifft auch fürs Employer Branding zu. Wer Kolleginnen und Kollegen als Verbündete gewinnen will, muss vorbildlich vorangehen und für seine Arbeit begeistern können. Zum Beispiel auf dem Willkommenstag für neue Mitarbeiter oder im regelmäßigen Austausch über die Bedeutung und Umsetzung einer professionellen Arbeitgeberpositionierung. Wichtige Zielgruppe sind auch die Führungskräfte im Unternehmen. Ihre Verantwortung ist es, die Werte des Unternehmens im Blick zu halten, danach zu handeln und diese vorzuleben, was wesentlich für ein gelingendes Employer Branding ist.
4. Auf du und du mit Text und Tönen
Wer gehört, gesehn und erlebt werden will, muss kommunizieren. Aber, schlecht getextete Stellenanzeigen, floskelverliebte Karriereseiten und peinliche Arbeitgebervideos gibt es schon zu genüge, wie die Verleihung der Goldenen Runkelrübe oder das Whitepaper „Club der Gleichen – Employer Telling: was Arbeitgeber aktuell wirklich zu sagen haben“ von Manfred Böcker und Sascha Theisen beweisen. Sprache und Semantik und ihre passgenaue Umsetzung in Maßnahmen und Medien, online wie offline, sind für ein professionelles Employer Branding entscheidend. Wer Freude am Texten mitbringt oder sich zum Textcharmeur mausert, ist seinen Wettbewerbern um Längen voraus!
5. Mut zu kreativen Ideen
Der Buckmann’sche Frechmut gehört ja mittlerweile zum Personalmarketing, wie der Kiez zu Hamburg. Und das ist auch gut so! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass insbesondere die alltägliche Kreativität an vielen kleinen Stellschrauben der Arbeitgeberkommunikation den Unterschied machen kann: Die witzige Foto-Story über das Kantinenessen auf Facebook oder das kleines Dankeschön an fleißige Mitarbeiter im Nachtdienst. Hier gilt es Mut zu beweisen, Sachen einfach mal auszuprobieren und auszuloten, wie weit das Unternehmen Ideen mitträgt und unterstützt.
Wie originell, mutig und selbstironisch die HR-Szene sein kann, beweist eindrucksvoll der RecruiterSlam 2016. Leider habe ich die Live-Auftritte der werten Kollegen verpasst, aber kann über die Beiträge von Heiko Schamberg, Jan Hawliczek und Henrik Zaborowski sowie über die vielen Tweets unter #rs16 erahnen, wie stimmungsvoll der Abend gewesen sein muss.
Ganz schön vielseitig oder? Daher mache ich den Job auch so unglaublich gern! Wenn du dich in diesem Profil wiederkennen kannst, dir aber noch fachliches Know How fehlt, kann ich dir eine der vielen Weiterbildungen empfehlen. Neben der Quadriga Hochschule, für die ich als Referentin tätig bin, sind die Deutsche Employer Branding Akademie oder die DGFP interessante Ansprechpartner für Seminare und Kurse im Employer Branding und Personalmarketing.